Mit dem Frühjahr beginnt für viele Menschen eine Leidenszeit. Bereits im Januar fliegen die ersten Pollen, im März blüht die Haselnuss und im April beginnt mit der Birke die Hoch-Zeit des Pollenflugs. Niesen, Fließschnupfen, Juckreiz in den Augen, allergische Bindehautentzündung, Juckreiz in Hals und Ohren, verengte Bronchien bis zum allergischen Asthma werden für immer mehr Menschen zur Belastung und schränken die Lebensqualität mitunter erheblich ein.

Auffallend ist die deutliche Zunahme der allergischen Erkrankungen und hier besonders des Heuschnupfens. In den westlichen Industrieländern haben Allergien in den letzten Jahrzehnten bis um das Zwanzigfache zugenommen. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts zwischen 2008-2011 leiden knapp ein Drittel der Deutschen zwischen 18 und 79 Jahren an einer Allergie. Am häufigsten ist dabei der Heuschnupfen. 16,5 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer in Deutschland leiden an Heuschnupfen.

Neben der westlichen Schulmedizin steht uns auch die TCM zur Behandlung des Heuschnupfens zur Verfügung. Die Chinesische Medizin als eines der weltweit größten Medizinsysteme bietet die Möglichkeit, Heuschnupfen auf natürliche Weise zu behandeln. Die wichtigsten Therapieansätze liegen im Einsatz der chinesischen Arzneimitteltherapie und Akupunktur. Ergänzend ist chinesische Ernährungstherapie sinnvoll, Tuina und Qi Gong können zudem hilfreich sein. Die Methoden der Chinesischen Medizin werden in der Akut-Phase des Heuschnupfens wie auch in der symptomfreien Zeit eingesetzt. In der Akut-Phase werden die Symptome, in der symptomfreien Zeit die Ursachen des Heuschnupfens (konstitutionelle Therapie) behandelt.

Für eine konstitutionelle Therapie sollte etwa drei Monate vor dem erwarteten Beginn der Beschwerden mit den Methoden der TCM begonnen werden. Hier empfehle ich regelmäßige Akupunktur (alle ein bis zwei Wochen) kombiniert mit der chinesischen Arzneitherapie. Im Rahmen der Arzneitherapie werden individuell auf Sie angepasste Rezepturen aus spezifischen Arzneimitteln als Tees eingenommen. Auch sollte die Ernährung, gerade im Winter (!), angepasst werden, um das Immunsystem optimal zu unterstützen.

Neben einer Behandlung dieses Krankheitsbildes durch einen ausgebildeten TCM-Therapeuten kennt die TCM zudem viele Mittel und Wege, um selbst etwas gegen die Beschwerden und Ursachen zu tun. Hier bietet die chinesische Ernährungstherapie wertvolle Ansätze.

Unser Immunsystem wird aus Sicht der TCM zu einem wesentlichen Teil aus den Faktoren „Qi“ (einfach übersetzt mit Lebensenergie) und Blut gespeist. Für die Produktion von Qi und Blut ist maßgeblich der Verdauungsapparat (aber auch eine gute Lungenfunktion, das heißt eine ungehinderte Versorgung mit Atemluft) zuständig. Sind Qi und Blut (und auch Sauerstoff) stark und ausreichend im Organismus vorhanden, ist unser Immunsystem in Hochform. Wir können dann mit Erregern wie etwa Pollen so umgehen, dass der Organismus keine überschießenden Immunantworten produziert.

Für die Produktion von Qi und Blut und damit den Aufbau unseres Immunsystems ist also die Pflege des Verdauungssystems maßgeblich. Die chinesische Ernährungstherapie gibt dazu wertvolle Hinweise und Anleitungen:

  • Essen Sie „morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettelmann“.
  • Essen Sie regelmäßig. Drei Mahlzeiten am Tag sind ausreichend, morgens und mittags warm. Mit gekochten Speisen nehmen Sie dem Verdauungssystem viel Arbeit ab.
  • Vermeiden Sie zu üppige Mahlzeiten. Ein leichtes Sättigungsgefühl erinnert uns, die Mahlzeit zu beenden. Der Magen sollte nicht mehr als zu zwei Dritteln gefüllt sein.
  • Verwenden Sie hochwertige und unverarbeitete Nahrungsmittel. Alle Nahrungsmittel, haben eine spezifische Wirkung auf unseren Körper, aber auch auf unsere Seele und unseren Geist.
  • Essen Sie in Ruhe. Vermeiden Sie anstrengende Gespräche bei Tisch oder ungute Gedanken während des Essens.

Und, beginnen Sie denTag doch einmal mit einem Glas heißem Wasser. Das regt das Verdauungssystem an und bereitet es optimal auf die anstehende Verdauungsarbeit vor.

Sie wollen mehr über Heuschnupfen und die TCM wissen? Dann werfen Sie doch einmal einen Blick in meinen Patienten-Ratgeber „Heuschnupfen – Gesund leben mit Chinesischer Medizin“, erschienen 2019 im oekom Verlag München (https://www.oekom.de/buch/heuschnupfen-9783962381042